Weben

Zur Vorbereitung des Webens auf dem Webstuhl werden Kettfäden abwechselnd durch in mindestens 2 Schäften befindliche Litzen gezogen. Durch Anheben von Schäften bildet man zu den nicht angehobenen Schäften ein Fach durch das der Schussfaden geführt wird. Für den nächsten Schuss werden dann andere Schäfte angehoben jeweils ein neuer Schussfaden eingetragen, so dass durch die Verschränkung der Fäden ein Gewebe entsteht.

Mit dem einem Kamm ähnlichen Riet werden die Schussfäden jeweils an das zuvor Gewebte angeschlagen. Der besseren Handhabbarkeit wegen wurde Garn auf Spulen gewickelt, die in einem Schiffchen durch das Fach geworfen werden konnten. Wie man an den beiliegenden Wurfschiffchen sehen kann, wird es gar nicht so einfach gewesen sein, dieses auf der anderen Seite aufzufangen und nach dem Öffnen eines neuen Faches zurück zu werfen.

Prüfgeräte

Prüfgeräte

Die Kontrolle aller Arbeitsschritte ist für die Qualitätssicherung und die Kosteneffizienz des Produktionsprozesses von entscheidender Bedeutung, zumal es sich bei der Aachener Tuchindustrie meist um einen Produktionsprozess handelte, der in verschiedenen Betrieben stattfand. Jede Betriebsstufe musste als ihre eigene Qualitätskontrolle durchführen. So dass die gleichen Prüfgeräte zur Garnkontrolle in der Spinnerei als auch in der Weberei zum Einsatz kamen. Es gab nur wenige Volltuchfabriken, die von der Spinnerei bis zu Färberei und Appretur alle Arbeitsschritte im gleichen Unternehmen durchführten.

Bereits 1887 wurde in Aachen als erste Einrichtung dieser Art in Deutschland das „Öffentliche Warenprüfungsamt für das Textilgewerbe“ gegründet. Geprüft wird die Qualität der Wolle hinsichtlich Material, Herkunft, Länge, Dicke und Kräuselung der Fasern, beim Garn oder Zwirn: Feinheit, Gleichmäßigkeit, Dehnung und Reißfestigkeit. Modische Aspekte, Farbechtheit und Tragekomfort spielen als Ergebnis des Produktionsprozesses für den Endverbraucher die entscheidende Rolle.

 

Autocopser

Autocopser

Diese spezielle Spulmaschine wurde von der Maschinenfabrik Schlafhorst entwickelt. Mit der Umrüstung der Weberschiffchen und Spulenkästen am Webstuhl konnten die Stillstandzeiten eines Webstuhls beim Wechsel der Spule des Schiffchens deutlich verkürzt werden. Diese Maschine steht damit für einen der vielen kleinen Schritte, die zu einer Steigerung der Produktivität  unternommen wurden.

Schärmaschine

Mit einer Schärmaschine wird die Kette also die Längsfäden eines Gewebes vorbereitet. Da für die Kette eines normal breiten Tuchs von ca. 1,40 m bei feineren Qualitäten 2.000 bis 3.000 Kettfäden benötigt werden, ist leicht vorzustellen, dass es keinen Sinn machen würde, ein Gatter mit einer entsprechenden Anzahl Spulen aufzustellen. Selbst die früher gebräuchliche Anzahl von ca. 200 Spulen pro aufzubäumender Schar musste in der von der Musterung vorgegebenen Reihenfolge ausgesteckt und in einzelnen Bändern auf den Konus einer großen Trommel gewickelt werden. Der Konus ist notwendig, dass die Kantenfäden der jeweiligen Bänder nicht verrutschen und von der nächsten Schicht blockiert werden können, was zu Fadenbrüchen führen würde. Moderne Schärrahmen trennen heute die Bänder durch Scheiben. Ist die notwendige Kettfadenmenge auf der Trommel erreicht, wird diese auf den für den Webstuhl vorgesehenen Kettbaum „abgebäumt“.

Die Schärmaschine wird auch als Zettelmaschine bezeichnet, weil die einzelnen Bänder oft durch Papierlagen getrennt wurden. Unser Ausdruck, dass sich jemand „verzettelt“ hat, stammt von der Arbeit an dieser Maschine und von Fehlern beim korrekten Einziehen der tausenden Kettfäden .

Die Arbeit in der Schärerei wurde meist von Frauen ausgeübt, lediglich der Transport der Kettbäume blieb den besser bezahlten Männern vorbehalten.

Schärmaschine (demontiert)

Schärblatt

 

Handwebstuhl mit Schnellschützen

Handwebstühle waren mit der genialen Erfindung des Schnellschützen durch John Kay im Jahre 1733 xxx. Der Schnellschütze schießt durch einen kleinen Ruck eines Seilzuges ein Weberschiffchen durch das Webfach hin und her. Diese Verbesserung erhöhte die Produktivität des Webens so sehr, dass die Garnproduktion mit der alten Spinntechnik nicht folgen konnte und die Versuche begannen Spinnmaschinen zu erfinden. Insofern gab diese schlichte Erfindung den Anstoß zur Industriellen Revolution.

Holzwebstuhl

Mit dieser Erfindung blieben die billigen hölzernen Wollwebstühle in Aachen und der Eifel noch bis über die Mitte des 19.Jahrhundert konkurrenzfähig. Mit dieser Technik ließ sich eine Schusszahl von ca. 30 Schuss pro Minute erreichen.

Mechanischer Webstuhl

Dieser wuchtige mechanische Webstuhl mit einer möglichen Schusszahl von 60 bis 80 Schuss verdeutlicht, welcher Aufwand für die Umstellung auf mechanische Webstühle notwendig war. Denn nun benötigte man als Antrieb eine Dampfmaschine, leichter wurde es dann mit Verbrennungsmotoren oder später mit Elektromotoren. Die Leistung von herkömmlichen mechanischen Webstühlen ließ sich bis zu Schusszahlen von ca. 120 Schuss pro Minute steigern.

Zu bedenken ist dabei allerdings, dass diese Leistung eher theoretisch war, denn es galt darauf zu achten, die Spule des Schiffchens rechtzeitig, bevor leere Schüsse eingetragen wurden, gegen eine volle Spule auszutauschen. Aber auch ein zu früher Wechseln musste vermieden werden, denn die Reste auf der Spule waren dann Abfall. Beim Reißen eines Kettfadens war man auf die Aufmerksamkeit des Webers angewiesen. Dies erklärt, dass sich die Aachener Weber lange Zeit erbittert dagegen wehrten, einen zweiten Webstuhl parallel zu bedienen.

Mechanischer Webstuhl

Sulzer Webmaschinen Modell

In den frühen 1960er Jahren gelang der Schweizer Firma Sulzer die Entwicklung eines für die damalige Zeit revolutionären Webstuhls, der mit einem Projektil, das jeweils nur einen Schussfaden transportierte, der nun von einer viel größeren Spule gespeist werden konnte, so dass es eigentlich keine Stillstandzeiten wegen Schussfadenwechsels gab. Die Schusszahlen ließen sich zunächst auf 250 Schuss steigern. Beim Bruch eines Kettfadens stellte sich die Maschine durch einen Kettfadenwächter für jeden einzelnen Kettfaden automatisch ab. So war es möglich, dass nun ein Weber 10 Webstühle alleine bedienen konnte. Ein gewaltiger Produktivitätssprung, der allerdings die Tuchfabrikation von einer lohnintensiven Produktion zu einer kapitalintensiven wandelte, die viele der damaligen Aachener Tuchfabriken nicht mitgehen konnten oder wollten.

Sulzer Webmaschinen Modell

Jacquardwebstuhl (Lehrwerkstatt)

Hand-Jacquard-Webstuhl

Etwas gedrängt steht unser hölzerner Jaquardstuhl wegen seiner Höhe an der Wand. Diese revolutionäre Erfindung, die die Produktion großflächiger Muster ermöglichte, meldete der Franzose Joseph-Marie Jacquard im Jahre 1805 zum Patent an. Der Jacquardwebstuhl war die erste Maschine, die sich mit der Lochkarte der binären Digitaltechnik als Speicher- und Steuermediums bediente. In diesen Webstühlen wird über das Abtasten der Lochkarte das Absenken einzelner Kettfäden gesteuert. Im Jahre 1890 wurde durch die Einführung der normierten Hollerithkarte erstmals im großen Stil in den USA eine Volkszählung durchgeführt. Die Lochkarten wurden in den 1980er Jahren von Magnetbändern abgelöst.

Neben dem Webstuhl steht zur näheren Betrachtung der Kopf des Jacquardstuhls, so dass man den Abtastvorgang aus nächster Nähe betrachten kann. Statt der vier Seiten des Abtastblockes lässt sich auch eine lange Folge von jeweils unterschiedlichen Karten einhängen, um Muster mit einem größeren Rapport herzustellen.

Kartenschlagmaschine

Mit diesem Typ von Lochkarten-Schlagmaschinen – wobei der Begriff Maschine etwas großartig klingt – wurden von den Musterwebern die Vorstellungen der Dessinateure in eine Sprache übersetzt, die die Webstühle verstanden. Da Aachener Webstühle selten mehr als 16 Schäfte hatten, war es dann noch einmal eine eigene Aufgabe die Muster des Jacquardstuhls auf einen entsprechenden Einzug der Kettfäden in die einzelnen Schäfte zu übersetzen.

Kartenschlagmaschine

Jacquardwebstuhl (Musterwebstuhl)

In Aachen wurden auch, nachdem moderne Webmaschinen die alten Kurbelwebstühle abgelöst hatten, Jacquardwebstühle wie dieser für die Musterweberei eingesetzt, denn so konnten mit einer Kette unterschiedliche Bindungen und Musterungen zu einer Schablone verwebt werden, die in der Diagonalen die geplanten Muster zeigte. Um den Webstuhl nach dem Umzug aus Komerich erneut einzurichten, mussten 2.200 Kettfäden von Musterweber Herrn Kelmes (mit Zigarre) angeknotet werden und durch die Litzen gezogen und in die richtige Lücke des Riet gestochen werden.

Mechanischer Jacquard-Webstuhl