Wenn man das große Atelier in der Bachhalle betritt, in dem die Künstlerin Marlene Kapitza-Meyer arbeitet, entdeckt man zuerst eines – Vielfalt in Motiven, Formaten, Techniken. Skizzen neben Fertigem, Kleines neben Großem, Buntes neben fast Monochromem. Immer ist natürlich so ein Eindruck „nur“ eine Momentaufnahme, denn hier wird gearbeitet und neue Dinge entwickeln sich ständig.

Ganz unübersehbar hat es der sympathischen Malerin das Textile angetan, der gemalte Faltenwurf eines großgepunkteten Stoffes zum Beispiel taucht mehrfach auf und ist perfekt erspürbar. Und ganz liebenswert ist an einer Wand eine kleine Serie übermalter Taschentücher, mit ihren gewebten Mustern und Knickfalten täuschend echt.

Sehr eindrücklich auch das großformatige Bild eines Stapels Luftpostbriefe, bei dem man am liebsten sofort die Geschichte(n) dahinter erfahren möchte. Aus einer konkreten Brieferzählung hat sie ein Tableau kleinerer Unikate – mit Farbe und Letraset überarbeitete Buchseiten – gemacht, das neugierig macht und dann in seiner zugrundeliegenden Traurigkeit mitten ins Herz trifft. Immer wieder „der Zusammenhang zwischen Ding und Erinnerung“ – der ist Marlene Kapitza-Meyer wichtig und der packt auch den Betrachter.

Die Malerin, die zunächst die Bühnenreife für Tanz erlangte, studierte dann an der FH in Köln – über das Bühnenbild zur Textilen Gestaltung und Malerei. In den folgenden zehn Jahren in Johannesburg erweiterte sie ihr Studium mit einem B.A. und M.A. (Fine Arts). Seit 1994 lebt sie als freischaffende Künstlerin in Aachen, seit 2018 befindet sich ihr Atelier im Tuchwerk Aachen.

Hier schätzt sie ihren großen Atelierraum und sein Licht, außerdem den Blick auf den Wildbach und das Spiel seiner Geräusche bei geöffneten Fenstern. Die Vielfalt der unterschiedlichen Akteure auf dem Tuchwerk-Gelände erzeuge außerdem eine ganz eigene, anregende Atmosphäre, sagt sie.

Kontakt:
Atelier Marlene Kapitza-Meyer
c/o Tuchwerk Aachen
Strüverweg 116
52070 Aachen
marlene.kapitza@outlook.de


Text und Fotos: Uschi Ronnenberg

Mit unserer Reihe kleiner Interviews stellen wir nach und nach unsere ansässigen Akteure vor - die Menschen im Tuchwerk. Hier kommen Sie zu allen bisherigen Gesprächen.